Deutschland – Wasserkuppe (2012)
Mal was ganz Anderes
Fast in der Mitte Deutschlands liegt der höchste Berg der Rhön, die Wasserkuppe, mit 950 m über dem Meeresspiegel. Das ist zwar nicht zu vergleichen mit den anderen, insbesondere Schweizer, Bergen, auf denen wir schon waren, aber die Wasserkuppe hat einen entscheidenden Vorteil: Sie liegt so zentral, dass keiner von uns eine übermäßig lange Anreise in Kauf nehmen musste.
Leicht zu erreichen
So suchten wir uns also an einem der schönsten Wochenenden des Herbstes 2012 einen gemütlichen Standplatz aus. Da der Gipfel von Hotel, Flugschule, Museum, Souvenirläden und so weiter bereits eingenommen war, stellten wir unseren Wohnwagen (nach Genehmigung durch die Flugleitung Modellflug und die Flugleitung Segelflug!) am Südhang oberhalb von Parkplatz P2 auf eine Wiese.
Flugleitung? Ganz recht, bei so schönem Wetter ist auf der Wasserkuppe ständiger (Segel)flugbetrieb und man muss schon aufpassen, dass man sich nicht in die Quere kommt. Bereits 1911 wurde dieser hohe, freie Berg von Gymnasiasten auf einem Pfingstausflug für den damals ganz neuen Segelflug entdeckt.
Bei solchem Wetter sind außerdem tausende von Wanderern, Bustouristen und Flugneugierigen unterwegs. Da wir auffielen wie ein bunter Hund, waren wir recht froh, als es abends ruhiger wurde.
Abends wurde es dann dunkel im „Teletubbyland“ (jedenfalls erschienen uns die sanften Hügel mit ihren Wiesen so). Trotz einiger Schleierwolken klarte es vor allem in der zweiten Nacht gegen Mitternacht noch richtig auf.
Abends, wenn Andere schlafen geh'n
Ein erster Blick durch das perfekt ausgerichtete und stabil aufgestellte Teleskop. Man sieht (und fotografiert) den zunehmenden Mond, der bis in den späteren Abend den Himmelsdunst erhellt. Das Abendrot stört hierbei nicht, es ist nebenbei noch wunderschön anzuschauen und stimmt auf die folgende Nacht ein.
Eines der vielen Mondbilder, die so entstanden sind. Leider sorgte die immer noch warme Abendluft (die, zugegebenermaßen, sehr angenehm war) für eine gewisse Unschärfe der Bilder, die in der großen Version mittels Bildbearbeitung etwas abgemildert wurde.
Auch schon am früheren Abend war der Mond zu sehen. Allerdings musste man schon recht genau wissen, wo man suchen sollte. Auf diesem Bild ist er auch „richtig“ gedreht, mit der hellen Seite genau nach rechts.
Auch andere runde Objekte fliegen um diese Zeit am Himmel herum. Die Schieflage stammt nicht etwa von Seitenwinden oder alkoholischen Getränken, sondern wieder nur von der entsprechenden Teleskopeinstellung ….
Eines der beliebten Ambiente-Fotos (wir pflegen zum Spaß statt Ambiente allerdings „Hors d'œuvre“ zu sagen). Die Idylle hier wird beleuchtet von den Rotlichtlampen an den Teleskopen und den Stirnlampen sowie dem untergehenden Mond. Wohnwagen und Windschutz im Hintergrund geben eine heimelige Atmosphäre. Natürlich war es nicht wirklich so hell, das Bild wurde nachträglich aufgehellt.
Es ist Nacht
Ein Blick auf einen Teil unserer aktuell verwendeten Ausrüstung: links, unter dem Wegweiser, ein sehr lichtstarker Feldstecher auf einem Stativ (besonders gut, um einfach mal den Blick über den Himmel schweifen zu lassen). Daneben ein einfaches Newton-Teleskop mit ebenso einfacher, aber nachgeführter Montierung (reicht, um nicht zu schwere Kameras huckepack zu montieren und bei nicht allzu komplizierten Objekten nachzuführen). Im Hintergrund in der Mitte ein 8"-Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit stabiler und präziser Montierung und einer Digital-Spiegelreflexkamera entweder huckepack oder direkt am Okularansatz (geeignet auch für komplizierte und längere Aufnahmen). Rechts vorne ein „Reisedobson“ mit 8"-Hauptspiegel und lichtstarker Blende 4, das zusammengebaut auch ins Handgepäck im Flugzeug passen würde. Als Dobson ist es wegen fehlender Nachführung nicht wirklich zum Fotografieren geeignet, aber dafür schnell und flexibel aufzubauen und mitzunehmen).
Ein Überblick über die Milchstraße mit einem Fisheye-Objektiv. Wir blicken hier in die Scheibe unserer eigenen Galaxis. Das Bild war sehr hell belichtet und wurde daher nachgedunkelt. Eigentlich sollten einige bekannte Sternbilder (wie Schwan oder Andromeda) zu sehen sein. Wer sie findet, bitte melden!
Ein Prachtbild von M42, dem am besten sichtbaren Teil des Orionnebels. Dies ist eine gigantische Wasserstoffwolke, die von den jungen Sternen in der Bildmitte bestrahlt wird und dadurch in ihrem typischen Rot leuchtet. Strukturen und Filamente sind hier deutlich zu erkennen. Das Bild wurde acht Minuten lang belichtet. Um die Strukturen besser sichtbar zu machen, wurde es etwas nachgeschärft, was allerdings auch das Rauschen etwas verstärkt hat.
Der Hantelnebel, ein „planetarischer“ Nebel. Diese Bezeichnung ist hübsch, aber falsch, sie hat sich einfach historisch gehalten. In Wirklichkeit dürfte es dem Planetensystem dieses explodierten Sterns (sofern er eines hatte) ziemlich schlecht gehen. Der Stern ist, nachdem er seine Energie verbraucht hatte, durch die Schwerkraft in sich zusammengefallen und dann explodiert. Was wir sehen, ist die inzwischen weit ausgedehnte Explosionswolke, die vom übriggebliebenen Rest des Sterns (der immer noch aktiv ist) bestrahlt wird und dadurch selber leuchtet.
Dank Florians Küche blieb übrigens auch nachts der Magen nicht leer. Heißer Tee, Haribos, Chips usw. taten ein übriges, um die nötige Energie (und wahrscheinlich auch etwas mehr davon) zu liefern. Das für schlechtes Wetter mitgebrachte Bierchen musste zum Glück nicht angetastet werden.
Zum Abschluss noch ein Bild mit drei Wagen: dem Wohnwagen, dem ihn ziehenden Auto und dem Großen Wagen am Himmel darüber. Es war ein sehr schöner und lohnender Kurzausflug, mal sehen, vielleicht kommen wir bald wieder!