Alpenraum – Männlichen (1996)
In die Berge!
Bei einem längeren Arbeitsaufenthalt im Berner Oberland berichtete ein fotografiebegeisterter Kollege, dass er einmal mit einer Sondergenehmigung in einer Nothütte in den Hochalpen übernachten durfte, um von dort aus den Sonnenaufgang zu fotografieren.
Dass so etwas möglich sein sollte, alarmierte uns sofort. Aus eigener Anschauung kannten wir einen Berg mit dem seltsamen Namen ⇒Männlichen. Er liegt im Berner Oberland, direkt oberhalb des Skiortes Wengen. Er ist 2250 m hoch und gut per Zahnradbahn und Seilbahn zu erreichen, so dass wir kaum Probleme hatten, unsere Ausrüstung hochzubekommen. Zudem ist er von Deutschland aus viel leichter und preiswerter zu erreichen als der bei Hobbyastronomen sonst sehr beliebte Gornergrat im Wallis.
Rundumblick
Das Panorama und der Blick vom Männlichen auf die drei Berge Eiger, Mönch und Jungfrau sind genial. Wer möchte, kann gleich die Bergsteiger in der Eiger-Nordwand mit dem Teleskop suchen. Im Vordergrund sieht man den Tschuggen und das etwas niedrigere Lauberhorn.
Unsere First-Class-Verpflegung: Raviolidosen, Gaskocher, Campinggeschirr. Aber was tut man nicht alles, wenn man sich eine eiskalte Nacht um die Ohren schlagen will …. Wegen der Kälte ist die Kiste in der Mitte übrigens beheizt, damit die darin befindliche Autobatterie, die die Nachführungen speist, nicht ihren Geist aufgibt.
Natürlich will das ganze Zeugs erst einmal hochgeschleppt sein. Und das ist noch lange nicht alles. Hier fehlen noch zwei große Kisten (davon eine immerhin fahrbar), ein weiteres Teleskop und diverse andere Ausrüstungsgegenstände. Ach ja, das alles natürlich für drei Leute.
Um mit so viel Gepäck auf den Männlichen zu gelangen, muss man zuerst von Lauterbrunnen (im Tal) mit der Zahnradbahn nach Wengen hochfahren und dann in die Seilbahn umsteigen. Damals waren der Bahnhof der Zahnradbahn und die Station der Seilbahn zu allem Unglück auch noch am jeweils anderen Ende Wengens, also mussten wir die Kisten durch den ganzen Ort tragen und schieben.
Bei Nacht
Eine Langzeitbelichtung, aufgenommen auf einer Langzeitbelichtung. Man sieht vor dem rot beleuchteten Teleskop jemanden knieen, der die Nachführung korrigiert – wenn's sein muss, bis zu einer Stunde lang. Das ist, jedenfalls bei unserer damaligen Ausrüstung, die übliche Tätigkeit während der Nacht.
Der Orion geht über der Eiger-Nordwand auf. Das Licht im Berg ist das Aussichtsfenster der Jungfraubahn, die auf ihrem Weg von der Kleinen Scheidegg im Tunnel zum Jungfraujoch dort kurz Station macht. Dass es so langgezogen erscheint, liegt an der Nachführung der Kamera. Die Belichtungszeit betrug einige Minuten.