Welt – Argentinien (2005)

Der Südsternhimmel in Patagonien

Im Süden ist alles anders. Im Februar ist Sommer, man sieht Sterne und Sternbilder, die man auf der Nordhalbkugel niemals zu Gesicht bekommt, und die, die man vom Norden her kennt, stehen auf dem Kopf und sind zur „falschen“ Jahreszeit am Himmel. Noch seltsamer: Die Sonne steht mittags im Norden; Südbalkons sind eher unbeliebt.

Ausblick vom Glockenberg bei Bariloche Ein recht guter Ort, um Sterne zu beobachten, ist die sogenannte Argentinische Schweiz mit ihrem Hauptort San Carlos de Bariloche. Er liegt bei 41° südlicher Breite, so dass man den Südhimmel fast vollständig sieht, aber auch im Sommer noch gut beobachten kann: Der Himmel ist dann noch nicht so hell wie weiter im Süden.

Wasserfall und Mond Die Umgebung ist wunderschön. Wer genau hinsieht, erkennt über dem Gletscherwasserfall den abnehmenden Halbmond. Auch dieser ist ungewohnt, weil er spiegelverkehrt und auf dem Kopf steht: Die von der Nordhalbkugel bekannte Regel mit dem altdeutschen ӡ (z für „zunehmend“) und ɑ (a für „abnehmend“) muss hier umgekehrt werden.

Der Cerro Tronador Mitten im Nationalpark Nahuel Huapi, zwei Stunden weg vom nächsten Ort, liegt die Hostería Pampa Linda. Von dort sieht man den Cerro Tronador, den „Donnernden Berg“, vom dem ständig Gletscherstücke abbrechen.

Astrofotografie mit einfachen Mitteln

Gute Nacht Wie fotografiert man Sterne, wenn innerhalb Argentiniens das Fluggepäck auf 15 kg begrenzt ist und man eh nicht so viel Gewicht mit sich herumschleppen will? Mit ein wenig Bastelei kann man sich aus einem Ministativ und einem Gartentorscharnier eine kleine parallaktische Montierung mit handbetriebener Nachführung bauen. Der Genauigkeit sind hier natürlich Grenzen gesetzt …. Aber es funktioniert. Zur Nachführung wird eine kleine Schraube einmal pro Minute von Hand herumgedreht.

Wenn man das Maschinchen zusammengeschraubt hat, geht es darum, den Himmelssüdpol zu finden. Leider gibt es dort keinen Polarstern, und das berühmte Sternbild Kreuz des Südens zeigt nur ganz grob die Richtung. Weil der Himmel nicht wirklich klar war, hat es allein eine halbe Stunde gedauert, den Südpol einigermaßen genau anhand der recht dunklen Begleitsterne auszumachen. Die Ausrichtung der „Präzisionsnachführung“ hat dann noch einmal so lange gedauert und wäre ohne Hilfe (danke, Micky!) gar nicht möglich gewesen.

Mit einem 50 mm-Objektiv bei Blende 1,4 und einem ISO 400-Diafilm sind die folgenden Aufnahmen bei einer Belichtungszeit von ca. 2 Minuten entstanden.

Das Kreuz des Südens Das Kreuz des Südens! Es liegt etwas links oberhalb des dunklen Nebels in der Bildmitte. Rechts vom Kreuz liegt das unscheinbare Sternbild Musca (Fliege). Die beiden etwas helleren, diagonal angeordneten Sterne unten in der Mitte sind alpha und beta Centauri (auch Hadar und Rigil Kentaurus genannt). Bei alpha Centauri steht (nicht sichtbar) Proxima Centauri, der uns nächstgelegene Stern mit einem Abstand von nur etwa 4 Lichtjahren.

Das Kreuz des Südens auf der Karte Die Sternkarte (erstellt mit ⇒Stellarium) zeigt rot umrandet etwa denselben Ausschnitt. Der Himmelssüdpol liegt außerhalb des Bildes, rechts oben mit „HSP“ markiert.

Nebel beim Kreuz des Südens Das Kreuz steht mitten in der Milchstraße und liegt quer zu ihr. Weiter Richtung Norden findet man eine überwältigende Anzahl von Nebeln, darunter der bekannte Eta-Carinae-Nebel, hier in der Mitte. Das Kreuz des Südens ist recht weit unten. Neben dem Eta-Carinae-Nebel sieht man jede Menge weiterer Nebel und Sternhaufen, die kaum voneinander und von der Milchstraße zu unterscheiden sind. Hier lohnt sich ein Fernglas!

Astrowurst Südöstlich des Kreuzes des Südens befindet sich das Sternbild Zentaur (Centaurus). Es ist allerdings so groß, dass es nicht in ein 50 mm-Objektiv passt. Etwas rechts der Bildmitte sind wieder Alpha und Beta Centauri; das Sternbild erstreckt sich links unten weiter. Der dunkle Fleck rechts unterhalb des Kreuzes des Südens wird übrigens respektlos „Kohlensack“ genannt. Diese dunkle Gaswolke verdeckt die Milchstraße, die in großer Helligkeit von links oben nach rechts unten durchs Bild verläuft.

Die Magellanschen Wolken

Die Magellanschen Wolken Zwei weitere beeindruckende Himmelsobjekte im Süden sind die Große (oben) und die Kleine Magellansche Wolke (unten). Sie sind zwei unserer Nachbargalaxien und problemlos mit dem unbewaffneten Auge am Himmel zu erkennen. Von der Kleinen Magellanschen Wolke kann man sich über sechs bis sieben schwache Sterne bis zum Südpol entlanghangeln. Auf diesem Bild liegt er jeweils etwa ein Fünftel von links und von unten. Wenn man weiß, wo man suchen muss, sieht man noch die unscheinbaren Sternbilder Hydrus (kleine Wasserschlange) und Mensa (Tisch).

Die Magellanschen Wolken Ein zweites Bild der Magellanschen Wolken. Rechts in der Mitte das Sternbild Reticulum (Netz), rechts oberhalb der Großen Magellanschen Wolke ein Eckchen des Goldfischs (Dorado). Man erkennt: Die Sternbildnamen der Südhalbkugel haben nicht so eine lange Geschichte wie die der Nordhalbkugel …. Die Seefahrer müssen auf ihren langen Reisen im 15. und 16. Jahrhundert viel Flaute gehabt haben, sonst hätten sie wohl kaum so viele fast nicht auffindbare Sterne zu Sternbildern zusammengesetzt.