Welt – Türkei (2006)
Die totale Sonnenfinsternis am 29. März 2006
Nachdem die Bedingungen bei der ringförmigen Sonnenfinsternis im Oktober 2005 so hervorragend waren, kam Lust auf „mehr“. Das bedeutet in diesem Fall weniger (Sonne), sprich eine totale Sonnenfinsternis. Für das gewählte Reiseziel in der Türkei war die Chance auf gutes Wetter zwar nur 50 %, aber es lockte auch die interessante Landschaft Kappadokiens.
Das Wetter zeigte sich tatsächlich von seiner guten Seite. Die vereinzelt vorüberziehenden Quellwolken lösten sich mit abnehmender Sonneneinstrahlung auf und die leichte Schleierbewölkung tat der guten Stimmung auch keinen Abbruch.
Der Beobachtungsort nahe der Zentrallinie, also der Spur, der die Mitte des Mondschattens lief, lag in der Nähe des Tuz Gölü (Salzsee) beim Dorf Acipinar (38°31'48" Nord, 33°51'03" West). Von den Hügeln am Dorfrand hatte man in südwestlicher Richtung einen wunderbaren Blick über eine weite Ebene, über die der Schatten heraneilen würde. Im Süden war der schneebedeckte Vulkan Hasan Dag zu sehen, der während der Totalität in den Dämmerungsfarben leuchtete (davon gibt es leider kein Foto).
Auch auf die fotografische Dokumentation der zunehmenden Bedeckung der Sonne wurde diesmal verzichtet. Stattdessen sollte die Veränderung der Lichtverhältnisse festgehalten werden: links 12 Uhr 44, rechts 13 Uhr 59.
Das linke Bild entstand zum Beginn der Sonnenfinsternis um 12 Uhr 44 (OESZ), das mittlere Bild eine Minute vor dem zweiten Kontakt, also direkt vor der Totalität. Als Weißabgleich war für beide Bilder „sonnig“ eingestellt und eine Empfindlichkeit von ISO100. Aber was ist das rechte Bild?
Beim linken Bild wählte die Belichtungsautomatik eine Blende 8 und eine Belichtungszeit von 1/500 s, das entspricht einem Lichtwert („exposure value“ oder EV) von 15. Beim mittleren Bild waren dann für eine gleich helle Belichtung sagenhafte 1/60 s bei Blende 2,8 nötig, also ungefähr EV 9 – das heißt, die Landschaft war bereits vierundsechzigmal dunkler als zuvor. Das rechte Bild ist eine Kopie des mittleren, aber um genau diesen Faktor verdunkelt! So hätte es also mit den Belichtungseinstellungen des linken Bildes ausgesehen. Wer es nicht glaubt, kopiere das Bild in ein Bildverarbeitungsprogramm und spiele mit der Gamma-Korrektur oder Helligkeit und Kontrast.
Natürlich sieht man in der Realität auch bei Dunkelheit viel mehr von der Landschaft, denn das menschliche Auge passt sich ähnlich wie die Kamerabelichtung automatisch an die Dunkelheit an.
Die Totalität
Um 14 Uhr war es dann soweit. Der Mondschatten war angekommen! Neben der Erfassung aller Eindrücke im körpereigenen Hauptspeicher fand sich in den 3 1/2 Minuten auch etwas Zeit, um die Kamera auf die Sonne auszurichten. Mit einer Belichtungzeit von 1/60 s bei Blende 4,8 kam die Corona gut zur Geltung. Interessant war, dass sie nicht in alle Richtungen gleich stark ausgeprägt war. Die Protuberanzen wurden zum Ende der Totalität hin gut sichtbar (Blende 4,8, 1/500 s) und waren weniger stark als 1999: Siehe Aus der Ferne – Europa – Normandie (1999).
Viel zu schnell vergingen die paar Minuten. Schon gab der Mond wieder die Sonnenscheibe frei. Das letzte Bild zeigt das sogenannte Diamantringphänomen, hier beim dritten Kontakt, und lässt die Helligkeitsunterschiede zwischen Corona, Protuberanzen und Sonnenscheibe deutlich werden.