Europa – Finnland (2003)
Polarlichter im hohen Norden
Im hohen Norden Europas erstreckt sich Lappland über die drei Länder Norwegen, Schweden und Finnland. Ein großer Teil Lapplands liegt nördlich des Polarkreises, so dass es im Winterhalbjahr lange dunkel ist. Ende Januar geht die Sonne ca. um 12 Uhr auf und um 14 Uhr bereits wieder unter. Einigermaßen hell ist es von 10 bis 16 Uhr.
Schön kalt
Mitte Januar 2003 ging es also nach ⇒Äkäslompolo, bei 67°35' Nord (der Polarkreis liegt bei 66°30'). Während des kurzen Tages zeigt der Himmel die schönsten Farben in Blau, Rosa und Orange.
Leider zeigte das Thermometer ganz andere Gradzahlen als die geographische Breite. Trotz der Trockenheit, die die Kälte einigermaßen erträglich machte, konnte man es bei klarem Himmel nicht lange draußen aushalten. Darum haben die Finnen (⇒nicht die Schweizer) ja die Sauna erfunden.
Abendstimmung über dem Hotel ⇒Seita (samische Sprache für „Schutz“). Das Dorf Äkäslompolo liegt in Nordwest-Finnland, am Rand des Polarlichtovals, dort können bei hoher Sonnenaktivität und günstiger Witterung, d.h. klarem Himmel, bis zu 100 Polarlichter im Jahr gesehen werden. Ende Januar/Anfang Februar ist die beste Zeit. Ein Himmel wie hier verheißt Gutes ….
Der Himmel wird bunt
Gleich am zweiten Abend ging es los. Die Rezeption rief unsere Nachbarn an, die klopften bei uns, und wir scheuchten uns in die Kälte. Ein Polarlicht beginnt gewöhnlich als unbewegliches Band am Himmel. Hier lugt es rechts oben hinter den Bäumen hervor.
Wie ein Wegweiser steht das leuchtende Band über dem Weg und zeigt jede Kurve an. Elektronen, die von der Sonne ausgesendet wurden und nach langer Reise mit hoher Geschwindigkeit auf Sauerstoffatome in großen Hphen der irdischen Atmosphäre treffen, bringen diese zum Leuchten. Die Faszination, die von solch einem Licht ausgeht, lässt sich dadurch natürlich nicht erklären.
Nach einiger Zeit beginnt das Band zu zerfallen. Wirbel bilden sich, manchmal wechselt die Farbe nach Gelb. Der Vollmond, der die Welt beleuchtet, sorgt für eine geradezu gespenstische Stimmung.
Wirbel und dunkle, wie von Staub abgedeckte Bereiche zeigen an, dass das Polarlicht langsam seinem Ende zugeht.
Durch die noch verbleibenden Vorhänge leuchten inzwischen wieder die Sterne durch. Als der Bogen noch starr am Himmel stand, überstrahlte er alles, was sich hinter ihm befand. Hier sieht man oben die senkrechtstehende Kassiopeia, links drei Sterne der Andromeda, rechts von Kassiopeia ist Cepheus. Unten versinkt gerade der Schwan im Wald (obwohl er hier im Norden schon zirkumpolar ist), seine Flügel werden vom Polarlicht getragen. Ganz unten rechts leuchtet der Stern Wega.
Ein neues Nordlicht, ein paar Tage später. An jedem klaren Abend waren welche zu sehen. Dieses leuchtet hinter den Bäumen. Die gelbliche Farbe der Bäume erklärt sich durch den diesmal schon untergegangenen Vollmond. Dadurch wird die Landschaft nur noch von den umgebenden Lampen beleuchtet, die eine weniger schöne Farbe erzeugen als der Mond. Einziger Trost: Die Leuchtstoffröhren in ihnen funktionieren nach demselben Prinzip wie das Polarlicht.
Wieder fächert sich das ehemals starre Band auf. Leider kann das Bild nicht die ständige Bewegung wiedergeben, die das Nordlicht hier vollführt. Jeder einzelne dieser Wirbel driftet hin und her, wird heller und dunkler, verstärkt sich und löst sich gleich wieder auf.
Nicht nur grün
Filigrane Muster zeigen sich, links im Norden begrenzt durch ein leuchtend helles grünes Band. Zum ersten Mal erkennt man auch andere Farben als Grün: Rechts vom Großen Wagen zeigen sich gelblich-rote Bereiche. Diese Farben werden durch Kollisionen mit anderen Elementen als Sauerstoff hervorgerufen.
Nach wiederum einiger Zeit bilden sich die für viele Polarlichter charakteristischen Strahlen, hier in Rot. Sie können ganz anders orientiert sein als die Bänder und Schleier. Leider war es uns nicht vergönnt, eine sogenannte Corona zu sehen. Dafür muss man das Glück haben, genau in der Mitte eines Strahlenkranzes zu stehen.
Aber auch rote Bänder gibt es. Sie waren allerdings wesentlich dunkler als die grünen, so dass sie nur auf lange (einige Minuten) belichteten Bildern zu sehen sind. Für die Beleuchtung der Hütten sorgte hier eine andere Straßenlaterne, die sich von der Lichtfarbe her fast als Vollmond bewerben könnte.
Wieder ein neues Nordlicht, diesmal in ganz neuer Färbung (gelb) und in einer anderen Himmelsrichtung. Es sieht aus, als würde das Dorf brennen, doch der Eindruck täuscht. Der gesamte Horizont leuchtet wie Feuer. Leider hat der Film die Farben nicht richtig wiedergegeben, sonst könnte man das grüne „Auge“ in der Mitte sehen, dort, wo es am hellsten leuchtet (der einzige hier sichtbare grüne Punkt ist weiter rechts). Dann käme auch der Eindruck durch, den der Fotograf hatte, als er durch den 1 Meter tiefen Schnee im Wald rannte, um die Kamera aufzustellen: Ein Ufo ist gelandet ….
Wiederum das gleiche rot-grüne Nordlicht. An diesem Abend zeigten sich keine spektakulären Formen wie Bänder oder Wirbel. Nur der Himmel erglühte in den unterschiedlichsten Farben. Hier ist deutlich der Unterschied zwischen Rot und Grün zu erkennen. Der gelbe Bereich in der Mitte schien zumindest dem Auge ebenfalls grün. Wer ganz genau hinsieht, erkennt rechts von der Mitte den senkrechtstehenden Großen Wagen.
Das waren unsere Polarlichter aus dem hohen Norden. Aber auch in Deutschland sind manchmal welche sichtbar, siehe Bilder – Polarlichter. Die Bilder auf diesen Seiten sind größtenteils mit einem Weitwinkelojektiv (17 bis 35 mm Zoom) mit Blende 2,8 entstanden. Mit ISO 400 sollte die Belichtungszeit auch bei hellen Polarlichtern dann nicht unter 30 bis 40 Sekunden betragen. Dunklere Polarlichter, zum Beispiel rötliche Flächen, können auch zwei Minuten belichtet werden. Bei aufgehelltem Himmel, wie in Deutschland, sollten die Zeiten auf höchstens die Hälfte reduziert werden.